Immer mehr Menschen kaufen online ein und lassen sich Essen, Lebensmittel, Bücher und Elektronik nach Hause liefern. Natürlich am liebsten so schnell wie möglich und dann, wenn sie zu Hause sind. Vor diesem Hintergrund sind wir vor etwa zweieinhalb Jahren mit der Vision aufgebrochen, die urbane Logistik zu revolutionieren.
Wir waren uns schnell einig, dass es dazu zwei Zutaten braucht: Auf der einen Seite ein intelligentes IT-System, das Lieferaufträge in Echtzeit verarbeitet und zu hochoptimierten Minitouren bündelt, und auf der anderen Seite einen flexiblen Pool an Fahrern, welche die Lieferungen in den Städten ausfahren.
Nach acht intensiven Monaten der Programmierung und Entwicklung nahmen wir im Juli 2015 unsere Tätigkeit mit Essenslieferungen in Zürich, Winterthur und Basel auf. Nur fünf Monate später folgten erste E-Commerce-Lieferungen in Zürich, nochmals sechs Monate später erste Same-Day-Lieferungen. Es zeigte sich, dass notime den Nerv der Zeit getroffen hatte. Und: Auch auf dem Arbeitsmarkt war das notime-Angebot beliebt, denn es bietet vielen Menschen die gewünschte Flexibilität.
Die Familie wächst
Der notime-Crew der ersten Zeit war klar: Nur mit Zusammenhalten, für einander Einstehen und viel, sehr viel Teamwork sind Visionen auf den Boden der Realität zu bringen. Und gerade darum war der Zusammenhalt zwischen Fahrern, Team-Leadern, Entwicklern und Technikern ein sicherer Wert.
Ende 2016 stellte sich heraus, dass einige Herausforderungen auf uns warteten. Uns wurde von den AHV-Ausgleichskassen klargemacht, dass unsere «Freelancer» laut schweizerischem Recht nicht als «Selbstständige» erachtet werden können. Darum beschlossen wir, bis Ende 2017 alle Fahrer anzustellen.
Ein herausforderndes Jahr
Auf uns wartete die hochkomplexe Aufgabe, Hunderte von Fahrern, die teilweise nur wenige Stunden im Monat tätig sind, anzustellen. Dafür mussten die IT-Systeme so programmiert werden, dass es die korrekten Abrechnungen für die AHV, für Quellensteuern, für Versicherungen und Vergütungen erstellt. Dabei war uns wichtig, die Fahrer fair zu vergüten und ihnen trotzdem höchste Flexibilität in der Wahl ihrer Arbeitszeit ohne Pflichtpräsenzzeiten zu ermöglichen, ganz im Sinne des Crowd-Gedankens. Ende August 2017 hatten wir es geschafft: Die ganze IT-Umsetzung und die Ausarbeitung der Verträge waren abgeschlossen. Wir informierten unsere Fahrer, dass der grossflächige Anstellungsprozess beginnen könne. Wir waren sicher, einen nächsten Meilenstein geschafft zu haben.
Die Bombe platzt
Am 21. August erhielten wir einen Anruf eines Mitarbeiters von der Gewerkschaft Unia. Er begrüsste unseren Entscheid, unsere Fahrer anzustellen, und wir stimmten einem informellen Treffen zu. Wenige Tage später informierten uns erste Fahrer, dass die Unia hinter unserem Rücken offen gegen notime Stimmung mache. Offenbar war es ein Hauptziel, auf dem Rücken von notime einen neuen Gesamtarbeitsvertrag einzuführen. Dass wir als junges Start-up, dessen Mitarbeiterpool vor allem aus Studenten im Teilzeitpensum besteht, eine Zusammenarbeit mit einer Gewerkschaft als «Overkill» betrachten, wollte die Unia nicht einsehen. Darum deckte sie uns mit Ultimaten und einer massgeblich von ihr inszenierten Fahrerdemo ein und versorgte die Öffentlichkeit mit verdrehten Tatsachen. Obwohl wir den direkten Kontakt mit Fahrern und für noch offene Punkte aktiv nach Lösungen suchten, wurden alte Vorwürfe, die sich längst erübrigt hatten, immer wieder aufgekocht.
Es ist uns ein Anliegen
Die Unterstützung und den Zuspruch, die wir in dieser nicht ganz einfachen Zeit von sehr vielen unserer treuen Mitarbeitenden, zahlreichen Fahrern, den Investoren, den Kunden und Freunden erfahren haben, wissen wir sehr zu schätzen. Dass notime diese Zeit ohne grösseren Schaden überstanden hat, verdanken wir einzig dem Zusammenstehen und dem schnellen Handeln. Euch allen möchten wir dafür ganz herzlich danken!
Die Geschäftsleitung der notime AG
Philipp Antoni, Reto Graf, Michael Hauser, Stefan Kaspar, Ronald Zemp